Keine Investorenlösung für Germania
Berlin, 25. März 2019. Die Perspektive auf eine Investorenlösung für die insolvente Fluggesellschaft Germania hat sich zerschlagen. Alle seriösen Bieter, mit denen Insolvenzverwalter Rüdiger Wienberg zuletzt verhandelt hat, sind abgesprungen. Damit ist eine Stilllegung nicht mehr abzuwenden.
„Angesichts der Ausgangslage war es von Anfang an klar, dass eine Rettung extrem schwierig sein würde“, sagte Wienberg. „Germania war gegroundet, wir hatten keine eigenen Flugzeuge und kein Geld, die Leasingraten zu bezahlen. Trotzdem ist diese Nachricht natürlich enttäuschend. Wir haben buchstäblich den Interessenten den roten Teppich ausgerollt. Leider konnte oder wollte keiner darüber gehen.“
Abgesagt hat nicht nur der verbliebene Interessent für eine Übernahme des Flugbetriebs. Auch die beiden Interessenten für Wartung und Technik haben sich aus dem Bieterprozess zurückgezogen. Parallel zu diesen Optionen hatte Wienberg in den letzten Tagen noch versucht, eine Fortführungslösung im Rahmen eines Wet-Lease auf die Beine zu stellen. Auch diese Möglichkeit hat sich kurzfristig zerschlagen.
Der Knackpunkt in allen Fällen – so die Rückmeldung der Investoren – war der extrem enge Zeitrahmen: Zum 31. März endet der Insolvenzgeldzeitraum. Weil Germania für eine Fortführung des Geschäftsbetriebs aus eigener Kraft die Mittel fehlen, musste bis dahin die Investorenlösung stehen. „Weniger als zwei Monate sind für die Investoren sehr wenig, um eine Übernahme zu planen, durchzurechnen, darüber zu entscheiden“, so Wienberg. „Zumal der Fall aufgrund des Groundings, der geleasten Maschinen und der entzogenen Betriebsgenehmigung außerordentlich komplex war.“ Hinzu kommt für jeden Investor das Problem, in diesem Zeitraum die für eine Übernahme und Wiederaufnahme des Flugbetriebes notwendige Finanzierung zu organisieren.
Dass die Sommersaison bevorsteht, und die Branche dingend Flugzeugkapazitäten braucht, hat den Investorenprozess zusätzlich erschwert. „Entsprechend schwierig war es, die Leasinggeber dazu zu bewegen, uns weiterhin die Flugzeuge zur Verfügung zu stellen – zumal wir die Leasingraten nicht bezahlen konnten“, erläuterte Wienberg. Das Flugverbot für die Boeing 737 Max hat die Situation zuletzt nochmal deutlich verschärft, weil dadurch Flugzeuge noch knapper wurden.
„Dass es vor diesem Hintergrund überhaupt gelungen ist, bis zuletzt die ernsthafte Option auf eine Rettung im Spiel zu halten, war ein Kraftakt, an dem vor allem auch die Germania Mitarbeiter einen maßgeblichen Anteil haben“, betonte der Insolvenzverwalter. „Sie haben mit großem Einsatz für den Erhalt von Germania gekämpft.“ Wienberg hob auch die gute Zusammenarbeit mit dem Luftfahrtbundesamt und dem Flughafenkoordinator der Bundesrepublik Deutschland (Fluko) hervor. „Die zuständigen Behörden haben uns sehr wohlwollend begleitet“, sagte er.
Der Insolvenzverwalter ist nun gezwungen, die Stilllegung der insolventen Gesellschaften umzusetzen. Aus eigener Kraft sind die insolventen Germania-Gesellschaften nicht in der Lage, den Geschäftsbetrieb fortzusetzen bzw. wieder aufzunehmen. Das Insolvenzrecht erlaubt eine Fortführung nur, wenn sich daraus kein Nachteil für die Gläubiger ergibt, d.h. die Unternehmen kein Geld „verbrennen“. Das wäre aber bei einer Fortführung der Fall. Die insolventen Gesellschaften sind seit dem Grounding von jeglichen relevanten betrieblichen Einnahmen abgeschnitten.
Die Mitarbeiter erhalten nun in den nächsten Tagen die Kündigungen und werden zusätzlich zum Anfang April freigestellt.
Am 04. Februar 2019 hatten die Germania Fluggesellschaft mbH (1.426 Beschäftigte), die Germania Technik Brandenburg GmbH (178 Beschäftigte) sowie die Germania Flugdienste GmbH (74 Beschäftigte) einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt.